Wenn die Türme einstürzen

Antiamerikanische Mobilmachung

Wenn die Türme einstürzen “Der Alte vom Berg war erwacht: er betrachtet die Ebene und das Fieber der Ebene, streift mit den Augen Türme und Grate, die auf der trockenen Erde ein seltsames Zeichen entwerfen, und sprach so in der Nacht:
Wie falsche Ruhe in einer falschen Nacht, so nisten in dieser langen säkularen Agonie die Erbauer von Türmen im Wind ihrer Torheit: aber mit jedem Windzug stürzen aufs Neue die Türme zusammen. Die Türme stürzen ein, oh Erbauer der Türme.”

Zero (Pseudonym von Guido De Giorgio), Crollano le torri, “La Torre”, n. 1, 1 Februar 1930.

René Guénon erörterte in einem Brief an Vasile Lovinescu (alias Geticus) vom 19. Mai 1936 das Thema der “sieben Türme des Teufels”, von denen einer (derjenige der Yeziden in Mesopotamien) von W. B. Seabrook in einem ein paar Jahre zuvor erschienen und von Guénon bereits besprochenen Reisebuch beschrieben wurde. “Die Türme des Teufels” erläuterte dieser, sind “Einstrahlzentren des satanischen Einflusses in der Welt” und stellen eine Parodie der sieben “Pole”, der Spitzen der spirituellen Hierarchie die dem Höchsten Pol untergeordnet sind, dar; mit anderen Worten: “die Türme des Teufels” sind die gegeninitatischen Zentren, die den initiatischen Zentren der “Heiligen Gottes” entgegenzustehen scheinen.

An Vasile Lovinescu schreibend wies Guénon neben diesem von den Yeziden bewohnte mesopotamische Gebiet noch auf verschiedene Zonen hin, in denen andere Türme ähnlicher Art lokalisiert werden könnten: “Was die anderen betrifft, spricht man von gewissen Regionen, die an der Grenze von Sibirien und Turkestan liegen; dann auch Syrien mit den Ismaeliten des Aga Khan und einige weitere zweifelhaften Sekten; dann der Sudan, wo in einer gebirgigen Region eine ‘licantrope’ [wolfsmenschliche] Bevölkerung von etwa 20000 Individuen existiert (ich weiß es von Augenzeugen); dann näher zum Zentrum Afrikas, nahe des Niger, liegt die Region aus der bereits alle Hexer oder Magier Ägyptens (darunter auch jene, die mit Moses gekämpft haben) gekommen sind; es scheint daß man auf diese Weise eine durchgehende Linie vom Norden nach Süden, dann von Osten nach Westen ziehen kann, deren konkaver Teil die westliche Welt einschließt.” Nachdem er auf die wahrscheinliche Lokalisierung von fünf der sieben “Türme des Teufels” hingewiesen hat, setzte René Guénon fort, indem er auf die in Europa vorhandenen gegeninitiatischen Zentren hinwies: “Natürlich soll das nicht heißen, daß nicht andere Zentren von größerer oder kleinerer Bedeutung außerhalb dieser Linie liegen würden, man spricht von Lyon, und sicherlich gibt es etwas in Belgien.”

Danach kam er auf die Vereinigten Staaten zu sprechen: “Was Amerika betrifft, so scheint der verdächtigste Punkt Kalifornien zu sein, wo sich viele sonderbare Dinge vereint finden; es stimmt daß sich hier vor allem pseudoinitiatische Organisationen finden, aber es ist sicherlich etwas anderes, das sie leitet, wenn es ihnen auch unbekannt ist; die Benutzung der Pseudoinitiation von Seiten der Agenten der Gegeninitiation in einigen Fällen steht außer Zweifel, und ich habe mir vorgenommen demnächst in einem Artikel darüber zu sprechen, übrigens anhand der Geschichte von Organisationen vorgeblicher Rosenkreuzer…”.

Es ist nicht leicht zu sagen (wenn es auch legitim ist, es zu vermuten) ob sich die zerstörten Twin Towers in die Geographie der amerikanischen Gegeninitiation einreihten, der es an “Türmen des Teufels” nicht ermangelt: denken wir, zum Beispiel, an den berühmten amerikanischen Film “Begegnungen der dritten Art”, der die Existenz eines Plateaus in Wyoming bekannt gemacht hat, das “Devil´s Tower” genannt wird.

In jedem Fall wäre es in einer metahistorischen Optik sehr leicht, eine Beziehung zwischen der Zerstörung der beiden Türmen des amerikanischen Babylons und den Ereignissen herzustellen, die vorhergesagt wurden, von Jeremias, L, 2 (“Erobert ist Babylon, zuschanden geworden seine Götzen”), und vor allem vom heiligen Johannes in der Offenbarung, XVIII, 9-20 (“Und weinen und klagen werden über sie die Könige der Erde, die mit ihr gehuret und in Wollust gelebt haben, wenn sie sehen den Rauch ihres Brandes. Von ferne werden sie stehen vor Furcht ihrer Qual, und sagen: Weh! weh! die große Stadt Babylon, die mächtige Stadt! In einer Stunde ist dein Gericht gekommen. Die Kaufleute der Erde werden weinen und wehklagen über sie; (…) Frohlocket über sie, Himmel, und ihr heiligen Apostel und Propheten; denn Gott hat, was über euch ergangen, an ihr gerächet.”).

Man kann einwenden daß George Washington in den Vereinigten Staaten nicht das Neue Babylon, sondern das Neue Jerusalem gesehen hat, ” von der Vorsehung auf einem Territorium errichtet, wo der Mensch seine volle Entwicklung erreichen soll und wo Wissenschaft, Freiheit, Glück und Ruhm in Frieden sich verbreiten müssen.” Analog waren für John Adams die Vereinigten Staaten “eine reine und wohltätige Republik, deren Aufgabe in der Regierung der Welt und der Perfektion der Menschen besteht”. Bush junior ist geradezu so weit gegangen, für die Vereinigten Staaten, die Protagonisten des “Kampfes des Guten gegen das Böse”, den Anspruch auf die Führungsrolle in einer Mission der “unendlichen Gerechtigkeit” zu erheben. Mit dieser Mythologie stehen in enger Beziehung die freimaurerische Symbolik der Dollarnote; das zionistische Projekt, den jüdischen Staat in Amerika zu gründen; die Forschung des Simon Wiesenthal über die jüdische Vorgeschichte Amerikas; die in dem Buch von Edmund Weizmann mit dem Titel “Amerika, Neues Jerusalem” aufgestellten Thesen.

Dieser eschatologische Pathos, der zu seiner Zeit die Idee der Neuen Weltordnung und des “Endes der Geschichte” inspiriert hat, zeigt die allzu deutlichen Kennzeichen einer wirklichen und tatsächlichen Parodie des Heiligen, Kennzeichen, die René Guénon zum Beispiel an der Gestalt eines Vaters des amerikanischen Vaterlandes belegt hat, den er ausdrücklich als Agenten der Gegeninitiation identifizierte: Benjamin Franklin. Kennzeichen der gegeninitiatischen Parodie tauchen jedoch in verschiedenen Episoden der amerikanischen Geschichte auf (denken wir zum Beispiel an den “Kreuzzug für den Gral”, den Mac Arthur im Zweiten Weltkrieg ausgerufen hat). All dies führt uns auf eine berühmte Formel der christlichen Theologie zurück: Satan ahmt Gott nach, und führt uns zu dem Gedanken, daß so wie Satan der Affe Gottes ist, das Neue Babylon das parodistische Gegenbild zum Neuen Jerusalem darstellt.

Für Alexander Dugin, der in Continente Russia (Edizioni all’insegna del Veltro, Parma 1991) erhellende Seiten über die amerikanische Eschatologie geschrieben hat, “bleibt dieses messianische Pathos unverständlich und kann die kolossale Dimension der falschen Spiritualität, die hinter ihm steht nicht verstanden und bewertet werden,” wenn man nicht die Rolle des “Jenseits von Atlantis” in seinem überzeitlichen und metahistorischen Sinn berücksichtigt. Tatsächlich, wenn man aufmerksam die Stellen bei Platon liest, die Atlantis betreffen, so wird man feststellen, daß Amerika jenseits von Atlantis liegt, im Westen jenes Kontinents, auf dem sich ursprünglich, Guénon zufolge, die Gegeninitation manifestierte. Der selben heiligen Geographie zufolge, die in der Nähe Kabuls den Eingang zum Reich von Agarttha lokalisiert, ist daher Amerika das Land der Toten, das Reich der Finsternis, eine Art der Geisterwelt, die an den Hades oder an Sheol erinnert, so kann selbst die Aggression der Vereinigten Staaten gegen Afghanistan von einer metahistorischen Perspektive aus betrachtet werden.

Die Entdeckung Amerikas, die Tat des Christopher Columbus (von dem Simon Wiesenthal annimmt, daß er Jude war, ad majorem Judaeorum gloriam), hat in sich selbst eine etwas unheilvolle Bedeutung, soweit es die Erscheinung des versunkenen Atlantis am Horizont der Geschichte bedeutet, und nicht einmal des gleichen Atlantis, sondern seines ‘Schattens’, seiner negativen Fortsetzung im symbolischen Westen, der Totenwelt’.” Also schreibt Dugin, woraus er folgende Konklusion zieht: “Und in diesem Sinn ist der chronologische Zusammenfall dieser ‘neuen Entdeckung’ mit dem Beginn des plötzlichen Niedergangs der europäischen (und im allgemeinen eurasischen) Zivilisation, die von diesem Zeitpunkt an begann, ihre spirituellen, religiösen, qualitativen und sakralen Prinzipien zu verlieren, aufschlußreich genug.”

Der Verfasser dieses Aufsatzes hatte bereits genügend Gelegenheit zu beobachten, daß, welchen geographischen Atlas auch immer man betrachtet, der Westen der irdischen Planisphäre mit dem amerikanischen Kontinent und dem ihn umgebenden Wasser zusammenfällt, denn es ergäbe einen Fehler, Europa im Westen anzusiedeln oder Europa zu einem Teil des Westens zu machen. Europa ist nicht der Westen, denn es befindet sich in der östlichen Hemisphäre und ist integrierter Teil desjenigen Kontinentalblocks, der Eurasien heißt, daher, wenn Europa eine Verbindung der Kontinuität und des natürlichen Kontakts mit anderen Weltteilen hat, so ist das nicht mit Amerika, sondern mit Asien und Afrika.

Franco Cardini, der uns aufmerksam macht, daß “das Konzept des Okzidents relativ neu ist und als solches von dem der Modernität ununterscheidbar ist”, stellt eine Frage folgender Gestalt: “Ist der Äquator tatsächlich auch in Hinsicht der Kultur und der Ökonomie – und der Macht – eine Trennlinie, die deutlicher ist als der atlantische Meridian, der den europäischen Kontinent von dem amerikanischen trennt?” (F. Cardini, Noi e l’Islam. Un rapporto possibile?).

Aber der Atlantik ist in der lügenhaften und parodistischen Geographie, die uns in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgezwungen wurde, zum Mare Nostrum des Westens geworden. Nach 1945 wurde halb Europa zum Westen. Nach 1989 wurde es auch die andere Hälfte. Und in der Ideologie des Westens wurde nun die Bekreuzigung “wir können nicht uns nicht Christen nennen” zu “wir können nicht uns nicht Amerikaner nennen”.

Dem westlichen Dogma setzen wir unsere revolutionäre Wahrheit entgegen:

WIR KÖNNEN NICHT UNS NICHT EURASIER NENNEN.

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